Weltmeister! Europapokalsieger! Bayern-Urgestein. Und nicht allzu lange Zeit später ist er weg. Es fühlt sich schlimm an. Wieso lässt der FC Bayern einen seiner wichtigsten Spieler gehen? Das Kind fragt verzweifelt: Warum machen der Verein, warum macht derBeckenbauer das? Ja, der Beckenbauer. 1977.
Wer etwas älter ist, hat bereits mehrmals durchmachen müssen, was viele junge Fans bei Bastian Schweinsteigers Abschied zum ersten Mal erleben. Den Abschied einer Identifikationsfigur. Einer, der immer da war. Der wie natürlich dazugehörte. Der tragische Held, der glückliche Held. Es gab in den 70er Jahren noch weitere Weltmeister, die gingen: Gerd Müller. Paul Breitner. Uli Hoeneß. Oder noch später Europameister Rummenigge. Der vielleicht auch deswegen bei seiner Erklärung des Schweinsteiger-Abschieds in der Allianz Arena ehrlich emotional berührt wirkte. Und so weh es immer wieder tut, so ist die Lehre nach so vielen Abschieden von als unersetzlich empfundenen Spielern: Der FC Bayern bleibt. Und wächst. Und gedeiht.
Beckenbauer wurde später Meistertrainer und „Lichtgestalt“, Uli und Kalle wurde große Chefs des FC Bayern. Ob Schweinsteiger später etwas beim Verein machen will, weiß er vielleicht selber noch nicht. Aber es ist sicher nicht das Schlechteste, wenn er vorher einen anderen Weltklasse-Verein von innen kennenlernt. Die Tür zum FC Bayern wird ihm jedenfalls sicherlich offen stehen.
Bestens aufgestellt
Was noch tröstet: Der FC Bayern ist bestens aufgestellt. Anders als nach den Abgängen in den 70ern ist vorerst kein Niedergang zu erwarten. Eher im Gegenteil. Dank eines großartigen Trainers und starker sportlicher Leitung. Dank bereits etablierter Spieler wie Müller, Neuer, Alaba und Boateng (die nun mehr Verantwortung übernehmen und für Zusammenhalt sorgen müssen). Dank Hoffnungsträgern wie Götze, Hojbjerg und Thiago. Dank ganz jungen Talenten wie Kimmich und Gaudino. Es wird eine spannende Saison. Ohne Schweinsteiger.
Schweinsteiger selbst hat einen mutigen Schritt gemacht und ich hoffe, England und die Premier League bereichern ihn persönlich als Mensch und Spieler. Denn es ist das Jahr vor der nächsten Europameisterschaft. Er bleibt unser Kapitän, der Kapitän in Weiß, in der Nationalmannschaft.
Schmerzvoll wird es sein, Basti in Rot spielen zu sehen – insbesondere, falls der „Fußballgott“ in der Champions League mit Man U als Gegner in der Arena auflaufen würde.
Beckenbauer kam noch einmal im HSV-Dress in die Bundesliga zurück, damals ein echter Bayern-Konkurrent. Ich hoffe, bei Schweinsteiger wird es besser und er erspart uns eine Rückkehr in einem schwarz-gelben Trikot.
Alles Gute, Basti, auf geht’s Bayern!