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Vierminütige Zusammenfassung des Finales gegen Eintracht Frankfurt
- Radiolegende Günther Koch als Live-Kommentator
- Erstmals wieder zu sehen: Das Foul, das zum 1:0-Elfmeter führte, ein „Robben-Tor“ zum 2:0
- Gewidmet Günther Koch zum 75. Geburtstag und dem FC Bayern
Von der vorerst letzten Meisterschaft der Bayern können wir uns heutzutage unzählige Stunden an Material ansehen, ja von jedem Spieltag ist mehr überliefert als früher von einer ganzen Saison aller Mannschaften zusammen. Geht man ganz weit zurück, so ist da nicht viel mehr als eine Wochenschau. So waren auch von der ersten Bayern-Meisterschaft 1932 bis vor wenigen Jahren nur wenige Schnipsel erhalten, undeutliche, wacklige, stumme Bilder und ein staubiger Elfmeter. Das Foul, das zum Elfmeter führte, den Oskar Rohr zum 0:1 für Bayern verwandelte? Fehlanzeige. Das zweite Tor? Fehlanzeige. Bis jetzt. Seit heute Abend gibt es erstmals in dieser Form einen Spielbericht, der nicht nur alle Tore zeigt, von denen das eine sogar auf verblüffende Art von einem heutigen Bayern-Spieler stammen könnte. Darüber hinaus erzeugt Reporterlegende Günther Koch mit seiner Reportage eine Live-Atmosphäre, die uns mitfiebern lässt, als säßen wir gerade daheim am Radio. Was ist passiert?
Die Erfolgsfans haben heute um 19:32 auf www.erfolgsfans.com/meister1932 eine mit neu digitalisiertem Material selbst geschnittene Zusammenfassung vom Finale der ersten Deutschen Meisterschaft des FC Bayern München von 1932 veröffentlicht. Es handelt sich um in höchster Qualität liebevoll bearbeitete Aufnahmen aus der damaligen Wochenschau sowie aus einem Privatfilm der Erna Weill Collection, unterlegt mit eben der Stimme von Günther „Cooky“ Koch. Gewidmet ist das Projekt „Meister 1932“ des ehrenamtlichen Fanprojektes dem von Bayern-Fans sehr verehrten Koch, der am Dienstag seinen 75. Geburtstag feiert, sowie natürlich dem FC Bayern und seinen Fans.
Zeitleiste Video
1:08 Foul von Hans Stubb an Josef Bergmaier.
1:24 Elfmeter Oskar Rohr zum 1:0 halbhoch ins rechte Eck. Führung FC Bayern.
2:52 „Lahm-Robben“-Kombination: Pass von Josef Bergmaier auf die Grundlinie in Franz Krumms Lauf, der nach innen zieht und den Ball ins lange Eck an den Innenpfosten zimmert, von wo aus er ins Netz prallt.
3:20 Zeitlupe der Torszene.
Mitfiebern als säße man 1932 am Radio – „Lahm-Robben-Spielzug“ führt zum 2:0
Drei Highlights zeichnen das „Meistervideo“ vom Spiel am 12. Juni 1932 im Städtischen Stadion in Nürnberg aus, wie Erfolgsfan Ruben Schulze-Fröhlich erläutert:
„Erstens erleben wir eine unglaubliche Realitätsnähe, die Günther Koch mit seiner Reportage erzeugt. Er hat keine vorbereiteten Texte abgelesen, sondern aus dem Stegreif kommentiert, wie bei einer richtigen Live-Übertragung. Als wir das fertige Video erstmals sahen, fieberten wir wie früher bei seinen Radioreportagen mit. Das sind echte Gänsehautmomente.
„Zweitens das Tor zum 2:0 von Franz „Arjen“ Krumm. Davon haben wir nirgendwo sonst Aufnahmen finden können, es ist beispielsweise im Landauer-Film nicht enthalten. Besonders verblüffend und faszinierend: Es erinnert in seiner Entstehung an unsere aktuelle Meistermannschaft: Ein Pass des Kapitäns Lahm rechts an die Grundlinie in den Lauf von Robben, ein Haken nach links, nach innen ziehen und in das lange linke Eck – Tor! Nur dass es eben Bergmaier und Krumm im Jahre 1932 sind.
„Und drittens die herausragende Qualität der Aufnahmen aus dem Bundesarchiv und dem Leo Baeck Institute, die wir zu dem Spielbericht abgemischt haben. Wir haben den Original-Stadionton aus den Wochenschau-Aufnahmen neu abgemischt und können Bilder in nie gesehener Qualität und Lebendigkeit bieten.“**
Idee und Recherche
Die Erfolgsfans haben sich in den letzten Jahren neben der aufregenden Tagesaktualität der Wahrung der Geschichte ihres Vereins verschrieben, in der immer wieder verblüffenden Parallelen zur heutigen Zeit zu finden sind. So auch dieses Mal mit dem „Robben-Tor“. Für das Video einer der ersten Vereinshymnen „Bayernlied“ suchten die eingefleischten Bayern-Fans im letzten Sommer nach Material, das zeigt, wie Fans und Spieler ihre Hymnen sangen. Es ist überliefert, dass sie beispielsweise bei der Meisterfeier 1932 angestimmt wurden. Sie wurden fündig bei Bayern-Fan Alex Feuerherdt, der aus dem Weill-Fundus bereits einen fünfminütigen Film vom Spiel und rund um das Finale geschnitten und veröffentlicht hatte. Mit Hilfe des Leo Baeck Institute haben sie eine neue digitale Kopie erhalten. Die Grundlage war geschaffen. Schwieriger gestaltete sich die Suche nach Wochenschau-Aufnahmen, von der man nur wusste, dass es welche geben musste. Schließlich gelang es mit unbürokratischer Hilfe des Bundesarchivs und der bundeseigenen Transit Film GmbH, sehr kurzfristig eine digitale Kopie zu erhalten.
Als die Spielzusammenfassung nach mehrmonatigen aufwändigen Bearbeitungs- und Schneidearbeiten vorlag, war den Erfolgsfans eine Mischung aus Stummfilm und Wochenschau-Zuschauertonkulisse nicht genug, zumal Wochenschau-Anmerkungen wie „Das erste Tor ist gewonnen!“ keine besondere Atmosphäre erzeugten. Ein Spiel-Kommentar sollte her, möglichst realistisch. Beim Herumfragen im Bekanntenkreis wurde immer wieder ein Name genannt: Günther Koch. Der 74jährige ist für viele Bayern-Fans DIE Stimme, die sie mit Spielen des FC Bayern verbinden, weil er über Jahrzehnte aus dem Olympiastadion und der Allianz Arena für das Radio live kommentierte. Koch hatte zudem Anfang des Jahrtausends in einer heiklen Situation zwischen dem FC Bayern und seinen Ultras vermittelt und sich auf beiden Seiten große Achtung und Respekt erworben. Mit Hilfe der Fan-Vereinigung Club Nr. 12 gelang es, einen Kontakt zu Günther Koch herzustellen, der, auf einer Reise auf dem Atlantik unterwegs, spontan seine Mitarbeit zusagte.
Bei Koch im Kaminzimmer
Im Oktober war es soweit: Im Kaminzimmer seines Hauses bauten Sebastian Rampf und Ruben Schulze-Fröhlich eine auch für den Radioexperten Günther Koch imposante professionelle Aufnahme-Anlage auf und es ging los: Während der Reportage reichten die beiden Koch zu jeder Spielszene Zettel mit den Spielernamen rein. „Einen fertigen Sprechtext hatte ich nicht vorbereitet, so etwas mache ich nie. Die Reportage als solche war für mich daher wie im Stadion“, sagt Günther Koch zu den Aufnahmen.
Sebastian Rampf berichtet: „Wir hatten vorher intensiv Archive durchforstet und Fotos von Spielern gesucht, den alten Spielbericht im Kicker gelesen und anhand dieser Informationen herausgefunden, welche Spieler es höchstwahrscheinlich sind, die in den Szenen zu sehen sind.“
War es für Koch, seit fünf Jahren im Aufsichtsrat des langjährigen Rekordmeisters 1. FC Nürnberg, ein Problem, bei einem Projekt von Fans des neuen Rekordmeisters mitzumachen? Nein. „Denn Hass darf es überhaupt nicht geben, weil es schlicht albern und gefährlich ist. Gerade in unserer Zeit. Deshalb habe ich gerne geholfen.“
Details über die Meisterreportage
Die Reportage wurde im Oktober 2016 erstellt und hat eine Länge von 4 Minuten und 20 Sekunden. Sie enthält neben Aufnahmen der Wochenschau (115 Sekunden) Filmaufnahmen, die die in Frankfurt geborene deutsch-jüdische Bildhauerin Erna Weill auf ihrer Reise durch Europa im Sommer 1932 gedreht hat und die sich heute in ihrer Collection im Leo Baeck Insitute New York befinden. Weill emigrierte 1936 aus Deutschland in die Schweiz und ein Jahr später in die Vereinigten Staaten.
Die alten Wochenschau-Aufnahmen wurden vom Bundesarchiv digitalisiert an die Erfolgsfans gesendet, die sie in Full HD-Auflösung hochgerechnet haben. Die Weill-Stummfilm-Aufnahmen haben die Erfolgsfans ebenfalls weiterbearbeitet und von 4:3- auf 16:9-Seitenverhältnis umgearbeitet, mit einem Rauschfilter verfeinert. Zudem haben sie das Bild stabilisiert, so dass nie der Eindruck von wackligen Urgroßvater-Aufnahmen aufkommt.
Günther Koch gewidmet
Für viele Fußball-Fans sind die markante Stimme und die lebendigen Reportagen von Günther Koch untrennbar mit den Radio-Übertragungen zahlreicher Spiele nicht nur des FC Bayern verbunden. Der gebürtige Posener wuchs als Flüchtlingskind in München auf, sah von den fünfziger bis Anfang der sechziger Jahre nahezu jedes Heimspiel des FC Bayern und erlebte den einzigen Abstieg des Vereins 1955 mit. Neben seiner Lebensaufgabe Lehrer widmete er sich seit Mitte der siebziger Jahre der Live-Reportage, er ist heutzutage noch sporadisch live im Fan-Radio seines ihm ans Herz gewachsenen 1. FC Nürnberg zu hören, in dessen Aufsichtsrat er seit 2011 sitzt. Die Feindschaft zwischen Bayern und Franken ist ihm offenkundig fremd, wie er mit der Mitarbeit an diesem Projekt erneut beweist.
Heute lebt Koch in Sichtweite des Stadions, in dem der FC Bayern seine erste Meisterschaft erspielte. Die Erfolgsfans haben sich nach den Aufnahmen für das Meisterfinale ausführlich mit „Cooky“, wie er in München genannt wird, unterhalten und das 45 Minuten lange Gespräch auf http://erfolgsfans.com/2016/10/14/ef122-kamingespraech-mit-guenther-koch/ veröffentlicht.
Am Dienstag, den 22. November 2016 vollendet Günther Koch das 75. Lebensjahr. Von Ruhestand ist er weit entfernt, er gehört zu der Generation der „aktiven Alten“, die auch im hohen Alter nicht ruhen wollen: Koch arbeitet als Kommentator für die BBC, verfasst für die Mittelbayrische Zeitung Bundesliga-Kolumnen und kämpft um den Wiederaufstieg des 1. FC Nürnberg. Ruben Schulze-Fröhlich sagt: „Cooky zeigt, dass bei aller Vereinsrivalität eine Zusammenarbeit möglich ist. Wir sind glücklich und dankbar, dass Günther Koch sich dem Projekt Meister 1932 mit solcher Begeisterung gewidmet hat und hoffen, dass die Fußball-Fans des FC Bayern und von Eintracht Frankfurt und alle an Fußballgeschichte interessierte begeistert sein werden. Möge Cooky ein langes und glückliches Leben beschert sein. Wir freuen uns, wenn wir weiter von ihm hören dürfen.“
Weitere Links
Bericht über das Endspiel im Eintracht-Museum
** Anmerkung: Es ist durchaus möglich, dass es weitere Rollen oder Kopien der von den Erfolgsfans als Grundmaterial verwendeten Wochenschau existieren, aber die hochaufgelösten Aufnahmen gibt es ihres Wissens nach nur in der heute veröffentlichten Zusammenfassung.